Wendisches Heidentum

Herzlich willkommen auf unserer Seite!

Hier finden Sie Informationen über das wendische Heidentum in Deutschland, über die slawischen Bewohner Mittel- und Ostdeutschlands sowie über - altes und neues - Heidentum im allgemeinen.

Wenn hier von den westslawischen Stämmen gesprochen wird, die im Mittelalter den Raum zwischen Ostsee und Erzgebirge besiedelten, verwenden wir oft den Begriff "Wenden", um diese Slawen, die nach ihrer Unterwerfung und Christianisierung im deutschen Volk aufgingen, von anderen westslawischen Völkern - den Polen, Tschechen, Slowaken - zu unterscheiden. Heute ist die Bezeichnung "Wenden" nur noch für die slawischstämmigen und z.T. noch Niedersorbisch sprechenden Bewohner der Niederlausitz (im Unterschied zu den Oberlausitzer Sorben, die sich gewöhnlich nur "Sorben" nennen) im Gebrauch; früher bezog sich der Name "Wenden" jedoch auf sämtliche slawische Stämme östlich der Elbe.

 

Diese Internetpräsenz dient der Information und der Vernetzung. Wir sind eine kleine Gruppe von Deutschen, Tschechen und Sorben, die sich kulturell und religiös auf ihre verschütteten slawischen Wurzeln besinnen. Die Informationen sind ebenfalls auf Sorbisch verfügbar.

Wir knüpfen an die heidnische Religion unserer Vorfahren an, feiern die Jahreskreisfeste und bemühen uns, ein traditionsbewußtes Heidentum in heutiger Zeit zu pflegen. Da die meisten Quellen des mittel- und osteuropäischen Heidentums verschüttet sind, greifen wir zur Rekonstruktion, neben den archäologischen Befunden, auf sämtliche Zeugnisse der indoeuropäischen Religion und Mythologie zurück, insbesondere die nordgermanischen Zeugnisse der Wikingerzeit, die mit dem slawischen Heidentum vielfache Verwandtschaftsbeziehungen aufweisen, auf die europäisch-antike sowie die altindische Literatur. Wichtige Anregungen entnehmen wir auch dem Schamanismus eurasischer Prägung.

 

Wir stützen uns auf die wissenschaftliche Forschung (statt allein auf esoterische Spekulation), wissen aber, daß Forschungsergebnisse stets nur vorläufigen Charakter haben und zudem den jeweiligen Zeitgeist wiederspiegeln (dies war nicht nur im Dritten Reich oder in den kommunistisch beherrschten Gesellschaften so, sondern es gilt auch heute noch). Keine verschollene und nur fragmentarisch überlieferte Religion kann aufgrund von wissenschaftlichen Befunden wiederbelebt werden, sondern sie bedarf der schöpferischen und imaginativen Begegnung mit den ewigen Urbildern des Göttlichen, die uns in der Natur, in den Gesetzen des Kosmos und nicht zuletzt in der eigenen Seele begegnen. Da diese Bilder aber niemals "an sich", sondern in den Formen erscheinen, die einem jeweiligen Volksstamm und seinem Siedlungsraum gemäß sind und sich in Sprache, Sitte und Brauchtum niedergeschlagen haben, pflegen wir - als Menschen, die von slawischer Abstammung sind oder in slawischen Siedlungsgebieten leben - ein an heutige Bedürfnisse und Denkweisen angepaßtes slawisches bzw. wendisches Heidentum.

Universalistische Religionen wie Christentum und Islam, die allen Völkern und Kulturen das Gleiche predigen, lehnen wir ab und setzen ihrer dogmatischen, auf angeblich "heilige" Texte gestützten monotheistischen Einfalt die polytheistische Vielfalt der Überlieferungen, Traditionen und Erfahrungen der numinosen Mächte entgegen. Ebenso fremd ist uns aber auch die Leibfeindschaft vieler hinduistischer und buddhistischer Schulen, deren Anhänger danach streben, dem Daseinskreislauf, dem ewigen Zyklus von Werden, Bestehen und Vergehen zu neuem Beginn, zu entfliehen. Leben ist für uns, trotz aller Vergänglichkeit, nicht nur Leiden, sondern ebenso auch Glück, Schöpferkraft und der Wille, sich zu behaupten und fortzuzeugen - als Heiden sagen wir Ja zum großen kosmischen Werden und Vergehen, das unsere ältesten und schönsten Symbole wie das Kolovrat oder die Swastika versinnbildlichen.

 

Auch wenn wir unsere Positionen klar von denen anderer Religionen abgrenzen, impliziert dies keineswegs eine pauschale Abwertung, im Gegenteil: Wir bemühen uns - im Sinne eines echten Dialogs, der von den Dialogveranstaltungen der Politiker, Kirchenvertreter und Religionsfunktionäre weit entfernt ist - darum, fremde Denkweisen zu verstehen, und respektieren das Bekenntnis des Anderen. Insbesondere aber streben wir nach freundschaftlichen Beziehungen zu Heiden und heidnischen Vereinigungen anderer Traditionen und möchten einen Beitrag zum freundschaftlichen Austausch zwischen Deutschen und ihren slawischen Nachbarvölkern leisten.

 

Eine feste Organisationsform besteht noch nicht; unsere Gruppe ist derzeit ein loser Zusammenschluß slawisch orientierter Heiden. Bei entsprechendem Interesse wird eine organisatorische Verstetigung zu gegebener Zeit erfolgen. Wir laden Sie ein, mit uns Kontakt aufzunehmen, wenn Sie sich für wendisches Heidentum oder das slawische Erbe in Deutschland interessieren oder die Bräuche unserer slawisch-deutschen Vorfahren wiederbeleben möchten!

Slawa!